unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Zeit so rasend schnell verstrichen ist und es sich anfühlt, als wäre es gestern erst geschehen.
Gestern? Es ist nun schon 20 Jahre her, dass ich die wundervollste, schönste, glücklichste, spannendste und erfüllendste Zeitreise antreteten durfte, die sich "MAMA SEIN" nennt.
20 Jahre, in denen ich das große Glück zum ersten Mal in meinen Händen halten durfte und erfüllt spüren durfte, dass es kein Größeres auf der Welt gibt.
In diesen 20 Jahren durfte ich dieses wundervolle Glück gleich dreimal wiegen und schaue heute voller Stolz auf meine drei Liebsten.
In diesen 20 Jahren hat sich so vieles in der Welt verändert. Die Ängste um meine KInder wuchsen damit verbunden natürlich auch von Jahr zu Jahr. Konnte ich meine beiden Großen noch vor ein paar Jahren alleine zu ihren Freunden gehen lassen, würde es mir mittlerweile immer schwerer fallen, dieses zuzulassen. Dabei wollte ich auch dem Apfelbäckchen dieses Vertrauen schenken können, dass es viele Dinge dann, irgendwann schon alleine machen kann.
Die Angst hat uns mittlerweile ja leider alle erreicht.
Die sorglose Kindheit meiner beiden Großen versuche ich natürlich trotzdem auch dem Apfelbäckchen so gut es eben geht zu schaffen. Bei uns läuft kein Fernseher. Lediglich schaut Lukas ab und zu diverse Autosendungen auf einem Männersender oder wir schauen uns ab und zu einen Film in der Mediathek an.
Und das Radio schweigt ebenfalls seit einiger Zeit. Noch früh genug wird das Apfelbäckchen schlimme Nachrichten und Bilder zu sehen bekommen, von den nervigen und viel zu lauten Kindersendungen ganz zu schweigen.
Da ihr sicherlich die steigenden Ängste bei Euch selbst miterlebt und ich jetzt auch nicht vorhabe, uns alle damit runterzuziehen, möchte ich Euch einfach von ein paar Dingen erzählen, die ich als Mama gerne so gemacht habe, wie ich sie gemacht habe und auch von Dingen, die überflüssig waren in den letzten 20 Jahren, die ich so auch nicht wieder tun würde.
1. Ich würde zum Beispiel nie wieder einen Stubenarrest verhängen! Das habe ich einmal ( vielleicht auch zweimal) getan und feststellen müssen, dass es der Beziehung eher schadete und rein garnichts brachte. Vielmehr hat es geholfen, als Konsequenz einer Sache darüber zu reden und meinen Standpunkt darzulegen, warum mich das jeweilige Verhalten traurig gemacht hat.
2. Ich finde es im Nachhinein immer noch völlig in Ordnung, dass einige Freizeitaktivitäten, seien es Sportvereine oder Musikunterricht gewesen, für meine Kinder irgendwann zu viel wurden und sie sie nicht mehr besuchen wollten. das habe ich akzeptiert und wollte sie auch nicht dazu drängen, unbedingt damit weiter zu machen. Das kann man sehen, wie man mag. aber ich wollte ihre Entscheidungen auch ernst nehmen. Wir haben darüber geredet und dann gemeinsam entschieden.
3. Irgendwann wurde mir einmal vorgehalten, dass ich zu viel Persönliches von mir an meine Kinder herantrage. Ich empfand das eher wichtig, auch Gefühle mit ihnen zu teilen und auch Schwächen einzugestehen, aber dennoch stark genug für sie zu sein.
4. Ich bin wirklich stolz darauf, niemals Spielzeugwaffen für die Kinder gekauft zu haben und sie auch nie, nach nur einer Pistole, einem Schwert oder sonstigem gefragt haben.
5. Es gibt natürlich auch Dinge, die absolut überflüssig waren, sie anzuschaffen. Meist waren es Sachen für die Babyzeit, wie einen Stubenwagen zum Beispiel oder einen Babykostwärmer. Barbiepuppen waren ebenso Anschaffungen, die unnötig waren. ( Jedenfalls bei uns. Sie dienten nur als Spielzeug für die Freundinnen, die zu Besuch kamen. Nachdem sie verfilzte Haare hatten, wurden sie dann nie wieder angeschaut.)Zu Überraschungseiern habe ich immer noch ein gespaltenes Verältnis. Tonnenweise kleiner Figuren haben sich angesammelt gehabt und beachtet wurde kein einziges der Figuren.
6. Über den Kauf der Kinderzimmermöbel für die beiden Großen, Julia und Lukas, bin ich im Nachhinein immer noch glücklich über meine damalige Entscheidung. Für sie habe ich mich damals für komplett schlichte und zeitlose Vollholzmöbel entschieden. Je nach Entwicklungsstand, wurde das Zimmer dann drumherum passend gestaltet und ich musste nicht alle paar Jahre farblich oder thematisch angesagte Spanholzmöbel kaufen.
Und: Es leben noch alle der Möbel! Lukas mag sie immer noch in seinem Zimer und Julias Möbel haben wir auf verschiedene Zimmer verteilt. Sogar das Apfelbäckchen sitzt immer noch sehr gerne an einem der Kindertische und -Stühle von damals. Für ihn haben wir uns auch wieder für zeitlose Möbel entschieden. Nun aber in Weiß und nut teilweise aus Holz. Aber auch sie werden uns viele Jahre begleiten können, ohne dass sie nach nur wenigen Jahren ausgetauscht werden müssten.
Es ist also ein guter Tipp von mir, sich vorher Gedanken darüber zu machen, für wie lange ein Kind bestimmte Möbelstücke benötigt.
Manche Kindermöbel sind wahnsinnig cool, werden dem Kind aber nach nur wenigen Jahren vielleicht peinlich, weil es plötzlich kein rosa mehr mag oder Piraten nicht mehr "in" sind. Es wäre einfach zu schade, dann wieder etwas Neues kaufen zu müssen. Und umweltfreundlich ist das schon garnicht.
( Bei Bekannten hatte ich zu oft miterlebt, wie sie ständig neue Möbel kauften und bei anderen Bekannten musste ich den Streit zwischen Eltern und Kindern anhören, weil das Mädchenbett plötzlich megapeinlich geworden ist!
7. Bei der Schulwahl würde ich im Nachhinein aber Einiges anders machen. Die beiden Großen besuchten zwar die gleiche Schule ( eine ganz normale "kleine" Grundschule mit klassenübergreifenden Unterricht), aber die Klassen unterschieden sich sehr zueinander. Begonnen mit unterschiedlichen Lehrerinnen, die jeweils ihre eigenen Konzepte mit einbrachten bis hin zur Zensurengebung und der Klassenstärke, war die Wahl für Lukas absolut supoptimal. Hatte Julia eine Klasse mit 8 Kindern und keine Zensuren bis zur 5. Klasse, durfte sie auch viele Einflüsse anderer Schulformen geniessen, wie zum Beispiel den Morgenkreis am Boden und sehr viel freies Lernen und Probieren, sowie viele, spannende Projekte, die den Kindern wahnsinnig Spaß gemacht hatten und viel eigene Kreativität erforderten.
Bei Lukas hingegen wurde die Klasse mit 30 Kindern übervoll und der Unterricht lief sehr strikt nach Plan ab. Zensuren wollten die meisten Eltern leider schon ab dem 2. Schuljahr. Für ihn wäre freies Arbeiten und das Zensieren ab der 5. Klasse die weitaus bessere Wahl gewesen, da er sich im großen Klassenverband verlor und dieses auch irgendwann genoss. So schummelte er sich bis zur 10. Klasse durch und saß seine "Schulzeit" mehr oder weniger ab. Er hatte selten die Chance, sich auszuleben und seine großen Talente und Interessen zum Ausdruck zu bringen. Definitiv werde ich bei der nächsten Schulwahl ganz genau vorher hinschauen. Und ja... ich schaue mir jetzt sogar schon Schulen an, die ich für das Apfelbäckchen eines Tages in Erwägung ziehen kann.
8. Um noch einmal auf das Thema Spielzeug zu kommen, so gab bei uns ganz große Interessen, die über Jahre hinweg geliebt wurden: Playmobil und Brio, gefolgt von Ostheimer.
Mit diesen 3 Marken konnte frei gespielt und kreiert werden und es gab zu den Feierlichkeiten nur diese Wünsche. So sammelten sich ab Julias 2. Geburtstag über viele, viele Jahre so einige Fahrzeuge, Eisenbahnen und Holztiere zusammen. Playmobil und Brio dürfen noch vom Apfelbäckchen weiter bespielt werden und die Ostheimer-Sammlung wird gerade wieder neu begonnen, weil wir die alte Sammlung vor einigen Jahren weiter vererbt hatten. (Brio wurde später von Siku-Traktoren ersetzt - eine Sammlung, die bis heute heiß geliebt wird und auch schon die Neugierde des Apfelbäckchens weckt. :-)
Erweiterbare Spielzeuge waren und bleiben bei uns also immer noch sehr angesagt.
9. Ich wollte natürlich auch immer im Bilde sein, was Interessen oder Musikgeschmack betrifft, aber habe mich nie so eingemischt, dass sich Julia oder Lukas bevormundet oder überwacht fühlten.
Es hat mich auch glücklich gemacht, dass mich Julia sogar bei einigen Konzerten dabei haben wollte. Nicht nur als Fahrer. Mittlerweile haben wir sogar zum größten Teil den gleichen Musikgeschmack.
10. Eine lustige Sache, die mir einige Jahre der letzten Schuljahre von Julia passierte und immer wieder die Blicke der Leute auf sich zog, ist die Tatsache, dass sämtliche Schulfreunde von Julia "Hey Mom!" riefen, wenn sie mich auf der Straße sahen. Manchmal waren es nur Jungs. Und ihr könnt Euch vorstellen, wenn da 5 oder 6 Jungs mit 16 und 17 Jahren soetwas plötzlich rufen, wie sich dann die Leute verwundert anschauten. Ich fand das immer sehr sehr lustig und habe gerne auch " Hey, meine Kinder!" zurückgerufen.
11. Aber eines habe ich nie getan! Ich habe nie ein Pferd für Julia gekauft! Diese Tatsache wird mir immer noch schelmisch unter die Nase gerieben.
So sammeln sich etliche Geschichten und Erfahrungen zusammen und bestimmt fallen mir nach diesem Beitrag noch hunderte weitere Dinge ein, die ich wieder so machen würde oder eben auch nicht.
Zuviel geworden sind mir die kleinen Geister nie. Jedenfalls, kann ich mich nicht erinnern, dass sie mich mal richtig genervt hätten oder ich einfach mal "raus" wollte.
Ich habe sehr gerne zurückgesteckt und auch meine Jugendzeit ohne Kinder nie zurück gewünscht, auch wenn sie schön und lustig war.
Ich muss aber dennoch zugeben, dass es mit meinem "gehobeneren" Alter weitaus anstrengender ist, immer die Nerven zu behalten. ( Klappt aber Gott sei Dank noch ganz gut!)
Aber ich habe es nie, auch nur eine Sekunde lang, bereut, eine Mama zu sein. ♥
Was mich noch interessieren würde: ob es unter Euch auch schon auch ein paar "ältere", beziehungsweise Mamas mit augewachsenen Kindern gibt. Was habt Ihr so in Erinnerung, was Ihr den jüngeren oder noch "frischen" Mamas mit auf den Weg geben könnt oder im Nachhinein vielleicht doch anders gemacht hättet.
Lasst es mich gerne wissen!
Liebe Grüße
Eure Andrea
Kommentar veröffentlichen
Ihr habt die Möglichkeit, eure Daten zu anonymisieren (wählt "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" aus).
DATENSCHUTZ nach DSGVO: Mit dem Abschicken des Kommentars akzeptiert Ihr die Datenschutzbedingungen von uns und Google und erklärt euch damit einverstanden, dass Eure Daten gespeichert und weiterverarbeitet werden