Hallo, Ihr Lieben,
ich war vorbereitet und habe mich auch schon innerlich darauf eingestellt - Trotzphase Nummer 3 hat uns nämlich nun auch heimgesucht.
Ich habe sie gerne verdrängt und wie mit einem Faustsschlag traf sie mich nun doch. Wumms!!
Wie könnte ich auch nur hoffen, dass sie an uns vorüber zieht?
Das Apfelbäckchen warf sich urplötzlich auf den Boden - mit einer enormen Kraft und einer noch grelleren Tonlage. Der schwere Kopf knallte zuerst scheppernd auf den Boden. Hände und Füße wedelten rhytmisch umher und das Gesicht verzerrte sich von einem Apfelbäckchengesicht in einen Dörrobst-Apfelring!!
Oh Nein!!! Nun geht es also los, dachte ich mir.
Die Ausgangssituation: natürlich der morgentliche Gang zum Kindergarten. Mit allem drum und dran. Wie konnte ich auch plötzlich die Musik ausmachen, das Apfelbäckchen unter den Arm klemmen und seine geliebten Spielzeugautos zurücklassen? Wie kam ich eigentlich dazu, das kleine hochmotivierte und spielkonzentrierte Apfelbäckchen obendrein noch in eine Jacke zwängen zu wollen und auch noch Schuhe anzuziehen? Schließlich war der kleine Mann ja noch lange nicht fertig mit seinen Aktionen.
Da musste es natürlich passieren. Und das Apfelbäckchen lag nun brüllend und puterrot vor mir. Wahrscheinlich hatte es sogar ordentliche Schmerzen durch den Aufprall und ich wollte dem kleinen Mann auch gerade Zuwendung und Trost schenken - da hielt ich im letzten Moment dann doch inne.
Ich ließ es einfach liegen und ging ins Bad, ließ die Tür aber offen und sagte dann kurz: "Tschüss, ich gehe los!" und wartete ab.
Es dauerte natürlich nicht lange, bis das Apfelbäckchen verschmitzt grinsend in das offene Bad hineinlugte.
Ich sagte dennoch nichts und holte die Jacke. "Wir gehen jetzt zu den Kindern" - und zog sie ihm an.
Beim Schuhe anziehen raste es erneut in sein Zimmer, um mir deutlich machen zu wollen, dass es immernoch der Bestimmer ist. Aber der kleine Wutanfall blieb aus. Trotzdem suchte es sich wieder seine Autos und spielte weiter.
Mit den Schuhen in der Hand schnappte ich es mir dennoch und zog sie ihm an. Auch wenn sich das Apfelbäckchen steif zu einem gefühltem 2-Meter Brett machte. Den Mund empört aufgerissen, wollte es wieder brüllen, aber ich sagte nur ruhig, dass wir fertig sind.
Ich stand auf, ging langsam zur Wohnungstür, öffnete sie und sagte noch einmal "Tschüssiiiiii" und knipste das Flurlicht aus. Da stand das Apfelbäckchen nun parat hinter mir und wir waren endlich bereit zum Gehen. Ohne Murren.
Auf der Treppe lobte ich den kleinen Mann, wie prima es schon die Stufen nehmen kann und versprach ich ihm, dass es nachher in Ruhe weiterspielen kann und wir uns jetzt die tollen Autos im Kindergarten ansehen gehen.
Ich habe meine erste Begegnung mit Mr. Trotz Nr. 3 gemeistert. Puuh...
Es folgten ähnliche Situationen an den kommenden Tagen und auch zwischendurch versuchte uns der kleine Wüterich, mit heftigen Hinschmeiss-Phasen deutlich zu machen, dass es seinen Willen ebenso durchsetzen könne. Ich glaube auch, eine kleine schauspielerische Ader in ihm zu entdecken, denn der leichte, freche prüfende Blick, wie ich jetzt wohl auf die eine oder andere Situation reagiere, hatte schon etwas Schelmisches an sich.
Wir kamen auch an einigen Tagen etwas zu spät in den Kindergarten. Aber die Kopf-Aufprall-Phase hat sich schon in meiner Gegenwart sehr verbessert.
Wir werfen uns mittlerweile nun in Zeitlupe hin und brüllen. Das tat wohl doch zu sehr weh mit dem Kopf. Unbeteiligt wende ich mich dann ab und warte den Moment ab, in den ich auf den kleinen Mann wieder eingehen kann.
Inzwischen gehe ich auch nicht mehr ganz weg, sondern bin noch in seiner Nähe, also greifbar.
Ich nehme die Ausbrüche auch nicht persönlich, denn innerlich kann ich das Apfelbäckchen sehr verstehen und ich kenne es selbst von mir als Kind nur zu gut, wie sich die Wut steigen kann, wenn man sich erst einmal auf mich einließ.
Aus den vielen kleinen Fehlern, die ich als junge Mama damals aus Unwissenheit gemacht habe, nach endlosen Diskussionen und lauterem Ton, habe ich nun meinen Weg gefunden. Empathisch, aber unbeteiligt.
Auch schon bei meinem Mittleren sparte ich dadurch enorm meine Nerven und Kräfte und konnte schon fast durch die Trotzphase "spazieren", während sich die Phase bei Julia, als erstes Kind, lange, lange hinwegzog - und sie reichte fast bis in die Pubertät. Aber die ist ja nochmal ein Thema für sich.
Ich habe die Signale damals als ganz junge Mama nicht richtig deuten können, bin energischer vorgegangen und war im Tonfall lauter. Das kostete mir unendlich viel Kraft und Nerven.
Julia hat dadurch viele kleine Kämpfe gewonnen und letztendlich oft ihren Willen erhalten. Sie hatte meine volle Aufmerksamkeit und war somit an ihrem Ziel. Ich gab damals einfach zu schnell nach.
Natürlich gab es auch genauso viele Situationen, in denen ich ihr schnell den Wind aus den Segeln nehmen konnte, aber im Großen und Ganzen kann ich schon sagen, dass es wichtig ist, früh auf die sogenannte Autonomiephase zu reagieren. Sie gehört zum Eingeständig werden einfach dazu und wir sollten dafür auch genug Verständnis entwickeln und uns in die kleinen Köpfe hineinversetzen, warum sie gerade jetzt so reagieren, wie sie reagieren. Es ist ja auch nicht gerade leicht für sie, sich und ihren Körper mit all deren Fähigkeiten zu entdecken, zu deuten und zu verstehen.
Ich bin gespannt, wie unsere Phase nun wohl weitergeht. Ich bin vorbereitet und recht ruhig und rechne höchtenfalls mit 4 neuen grauen Strähnen und einer Falte mehr im Gesicht. Ein guter Schnitt, wie ich finde.
Wie seid Ihr mit der "Trotzphase" umgegangen? War es schwer für Euch, ruhig zu bleiben?
Habt Ihr vielleicht andere Tipps für mich, die zu einem gelassenen Weg durch diese Zeit führen?
Lasst es mich gerne wissen!
Herzlichst
Eure Andrea
2 Kommentare
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Willkommen im Club, mein Sohn hatte die Phase mit dem Kopf auf den Boden "knallen" (das war es wirklich), mit ca. 18 Monaten. Das passierte manchmal mehrmals am Tag, manchmal auch tagelang gar nicht und hat so ungefähr 6 - 8 Wochen angedauert. Reden, trösten, umarmen, laut werden - nichts kam zu ihm durch. Also habe ich ihn mitten auf den Teppich oder ins Laufgitter, das wir da noch hatten, gelegt, damit er sich nicht selbst verletzt. Ich bin dann auch manchmal aus dem Zimmer gegangen um runter zu kommen. Nach einigen Minuten ging das schreien in weinen über und ich habe ihn sofort in den Arm genommen und ihm versichert das alles gut ist. Jetzt mit fast 22 Monaten wird er auch sofort ungehalten, wenn ich ihn aus "seinem" Rhythmus raus reiße. Es ist wie bei Euch, morgens das Anziehen für die Kita, abends das Zähne putzen und umziehen für's Bett, wo er doch gerade so schön gebaut hat. Ich gehe dann nicht auf das Geschrei ein, tue so, als ob alles wie immer ist. Ich rede einfach über das Geschrei hinweg weiter, kommentiere alles was ich mache, und ziehe das zappelnde und sich wehrende Kind einfach weiter an. Das hilft mir auch ruhig zu bleiben und ihn nicht sinnlos anzuschreien. Es dauert gar nicht so lange, bis ihn das irritiert und er auf meine Gespräche eingeht. Wenn es richtig schlimm ist und nichts zu ihm durchdringt, lasse ich ihn schreien. Jedes Wort von mir macht es nur schlimmer. Irgendwann, gefühlt nach einer Stunde, in Wirklichkeit nach nicht mal 5 Minuten werden die Schreipausen länger. Das sind die Momente wo ich ihm plötzlich eine Frage stelle, z.B. ob er sich noch an das Müllauto mit der lustigen Tiger-Bemalung erinnern kann, oder ob er noch weiß was er mit Opa gebaut hat, oder an die Katze die durch unseren Garten lief. Das bringt ihn total aus dem Konzept, und meistens bekomme ich schluchzend eine Antwort und ein erstes Lächeln. Dieses Lächeln und ein Bussi hinterher entschädigen doch für alles. Die kleinen Menschen wissen einfach manchmal nicht wohin mit sich und ihren Gefühlen und ihrer Wut, und lassen es dann halt so raus. Wir sind dann doch etwas hilflos, und möchten eigentlich so gern helfen. Viel Kraft und Geduld weiterhin. Liebe Grüße
AntwortenLöschenOha, herzlich willkommen ; )
AntwortenLöschenUns hat die Phase zum Glück wieder weitesgehend verlassen, aber ich erinner mich noch zu gut an meinen Beitrag über den schlimmsten Einkauf aller Zeiten bei dem, abgesehen vom Sommerkind, auch noch der Katzenstreusack platzte. Wir werden den Tag wahrscheinlich auch nie wieder vergessen.
Liebe Grüße
Nicole